SEMINAR, SS 2015
Beatrice Termeer, Felix Wierschbitzki
Move
Die UNO Flüchtlingshilfe schätzt die Geflüchtetenbewegung als eine der größten Herausforderung für die westliche Welt in den nächsten Jahrzehnten. 2013 gab es weltweit ca. 45 Mio. Menschen in “flüchtlingsähnlichen Zuständen”. Bis 2050 schätzt der UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) wird sich diese Zahl, bedingt durch die Zunahme der Klima-Flüchtlinge, auf 500 Mio. vergrößern. Es ist unvorstellbar was Menschen fühlen, wenn sie sich entschließen müssen ihre Heimat und ihre Familien zu verlassen und ihr bisheriges Leben für immer aufzugeben. Und gerade diese wichtige Entscheidung ist meistens nicht freiwillig getroffen worden.
Vertrieben durch Krieg, verfolgt oder auf der Suche nach einem besseren Leben, sind nur einige Beweggründe warum Menschen zu Geflüchteten werden. Wir haben uns bereits in der Vergangenheit mit den sozialen Aspekten der Architektur und des Urban Design beschäftigt. Als privilegierte Westeuropäer*innen sind wir unseres Standpunktes bewusst und glauben in der Verantwortung zu stehen unser Wissen und unsere Möglichkeiten zu nutzen und den Menschen zu helfen die es nicht so gut haben wie wir. Wir glauben, dass nur eine soziale Stadt in welcher der Mensch die wichtigste Rolle spielt und nicht das Geld, in der Investoren sich nach den Interessen der Bürger richten müssen und die Politik in der Verantwortung steht dies auch umzusetzen, eine Stadt für alle sein kann.
Der Kampf der Geflüchteten hat in Berlin in den letzten 3-4 Jahren seinen Höhepunkt erreicht. Viele haben die Hoffnung aufgegeben oder sind zum Äußersten bereit. Die besetzte Schule in der Ohlauer Straße diente einst als Ort des Austauschs und der Organisation. Mit der bevorstehenden Räumung wird den aktiven Geflüchteten nun der Raum genommen an dem sie sich selbstorganisiert für ihre Rechte einsetzen können.
Um den geflüchteten Menschen zu helfen, langfristig ihr Leben etwas würdevoller zu gestalten und das nicht nur in den Metropolen des Westens, werden wir uns sowohl mit den unterschiedlichen Ursachen sowie mit akuten Problemen und Hindernissen als auch mit langfristigen Lösungen befassen. Wir möchten in den vier Semestern gemeinsam mit Betroffenen neue Strategien entwickeln, wie auf humanere Art und Weise ein gemeinsames Leben mit Geflüchteten ermöglicht werden kann. Hierzu ist uns eine enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren des Konflikts wichtig. Nur so können wir auf die Bedürfnisse eingehen und Ansatzpunkte finden den Menschen zu helfen. Wichtig ist uns vor allem, wie wir die derzeitigen Zustände verbessern können. Aktuell sieht die Politik vor, die Geflüchteten abgeschottet in Lager unterzubringen und somit „die Kontrolle“ zu behalten.
Nach analytischer Betrachtung möchten wir die Ursachen und Tendenzen der Flüchtlingspolitik benennen, Möglichkeiten der Sensibilisierung der Bevölkerung und Herrschenden auswerten und anschließend auf verschiedenen Ebenen intervenieren. Zum einen ist es unser Ziel auf sozialer, zwischenmenschlicher Ebene die Betroffenen, also sowohl die Geflüchteten als auch die „Ansässigen“ zu unterstützen und zum anderen die politischen Konstrukte zu durchleuchten und unseren Handlungsspielraum zu erweitern. Das heißt auch bestehende Strukturen zu betrachten und zu evaluieren. Die Kontaktaufnahmen zu Organisationen und Menschen, welche sich bereits mit der Thematik befassen, ist uns dabei besonders wichtig. In unserer Lehrveranstaltung möchten wir eine Plattform der Kommunikation bieten und werden regelmäßig Gastredner*innen begrüßen, welche ihre Erfahrungen mit uns teilen und fachlichen Input geben.
Unterschiedliches Fachwissen muss zusammengetragen und zielorientiert eingesetzt werden. Die Projektwerkstatt ermöglicht uns das. Über den gegebenen Zeitraum werden wir somit einen Wissens- und Erfahrungspool entwickeln aus dem eine praktische Handlung entsteht. Wir möchten am Ende der Projektwerkstatt über den theoretischen Teil hinaus gelangt sein, wir wollen raus aus den Seminarräumen, über die Theorie hinweg und aktiv ins Geschehen eingreifen. Ob dies nun vor der Haustür in Berlin ist, also auf der Straße, in einem Projekt oder vor den Grenzen Europas, wo für viele Flüchtlinge bereits die Hoffnung verloren scheint, gilt es in unserer ersten Phase (der Researchphase) der Werkstatt zu erforschen.
Seminar, 3 ECTS
MA Arch: W(3) HAB.01
MA UD: W
MA SRP: W
Teaching day
Mondays, 10 am - 12 am, A 606
First meeting
April 13, 2015, 10 am - 12 am, A 606
Beatrice Termeer
Felix Wierschbitzki
move_project@riseup.net
Room A 624
T + 49 – 30 – 314 – 21908
F + 49 – 30 – 314 – 21907