Habitat Unit

TRANSFORMING SOLIDARITIES LECTURE SERIES
Monday, 12.12.2022, 6-8 pm | Auditorium Jacob-und-Wilhelm-Grimm Zentrums, Humboldt-Universität zu Berlin, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, 10117 Berlin, S/U Friedrichstraße 

Gibt es eine neue Fluchtbewegung?

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine beobachten wir tektonische Veränderungen in der Geopolitik — mit drastischen Effekten auf Flucht und Migration. Dazu kommen, in globaler Perspektive, eine Zunahme bewaffneter Konflikte und Bürgerkriege, Hungersnöte durch Dürren und freidrehende Lebensmittelmärkte, kollabierende Lieferketten und vermehrt auch wegen der deutlich spürbaren Effekte der kommenden Klimakatastrophe ein Anstieg unfreiwilliger Migrationen. Die Fluchtbewegungen, dies ist bekannt, erreichen zwar mehrheitlich weder Deutschland noch Europa, sondern verbreiten sich regional. Aber mit der Aufnahme von über fünf Millionen Menschen aus der Ukraine hat die Europäische Union als Ganzes und haben die europäischen Zivilgesellschaften im Besonderen gezeigt, dass die Ankunft einer größeren Gruppe von Geflüchteten vielleicht eine Herausforderung, aber sicherlich kein Problem darstellt.

Das politische Vorgehen überträgt sich allerdings bislang nicht auf andere Fluchtbewegungen nach Europa. Syrischen Geflüchteten etwa, die auch durch die Bomben des russischen Militärs vertrieben werden, fällt es ungleich schwerer, die Grenzen Europas zu überqueren und Schutz zu finden. Gewalttätige Pushbacks an Europas Grenzen, ein weitgehend versperrter Weg nach Norden, willkürliche Inhaftierung und ein versperrter Zugang zum Asylsystem sind für sie, wie auch für Fliehende aus anderen Regionen der Welt, schwerwiegende Hindernisse auf dem Weg zu Zuflucht und Frieden. Der menschliche Preis solcher Abschottung ebenso wie die finanziellen Ausgaben werden von wissenschaftlicher, zivilgesellschaftlicher und journalistischer Seite kontinuierlich erfasst und veröffentlicht. Dies führt bislang jedoch noch nicht zu einem Umdenken: vielmehr werden weitere Restriktionen geplant und der Hass gegen Ankommende nimmt nicht ab.

Mit unseren Gästen wollen wir daher diskutieren:

  • Welche Rolle übernehmen Kommunen und Städte in der Aufnahme Geflüchteter?


  • Was muss getan werden, damit Europa weiterhin ein Ort der Zuflucht und der Aufnahme von Geflüchteten, unabhängig ihrer Herkunft, bleibt?


  • Was bedeutet Flüchtlingsschutz in Zeiten der vielfachen, globalen Krisen?


  • Welche solidarischen Praktiken der Zivilgesellschaft müssen mittelfristig in staatliche Infrastrukturen des Willkommens überführt werden?

Mit:

  • Katja Kipping, Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales


  • Katharina Lumpp, Repräsentantin des UNHCR in Deutschland


  • Julia Duchrow, Amnesty International Deutschland


  • Maurice Stierl, Universität Osnabrück und Alarm Phone


Am Montag, 12. Dezember 22, 18—20 Uhr

Im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm Zentrums

Humboldt-Universität zu Berlin

Geschwister-Scholl-Straße 1/3
10117 Berlin
S/U Friedrichstraße

Eine Veranstaltung von: Transforming Solidarities. Praktiken und Infrastrukturen in der Migrationsgesellschaft // https://transformingsolidarities.net
#migration, #solidarity, #borders, #welcome

Foto: (c) Monika Keiler